Ganz bewusst auf alle Sinneseindrücke zu achten ist eine meiner liebsten Methoden, um unsere schnelle Welt für mich etwas langsamer zu machen. Natürlich spielt alles, was wir sehen können, für mich eine große Rolle – das ist bei einer Fotografin wohl keine Überraschung. Aber besonders inspiriert bin ich in diesen Momenten, in denen ich ganz präsent bin. Und das klappt am Besten, wenn ich mich auf ganz einfache und kleine Dinge konzentriert, die uns ständig umgeben – und für die wir oft keine Aufmerksamkeit übrig haben.
Wir sind es so gewohnt, alles auf spiegelnden Bildschirmen zu sehen, dass wir vergessen, wie sich Dinge wirklich anfühlen. Wie sie riechen. Wie sie klingen. Ständig hören wir Sprachnachrichten oder Podcasts, weil wir Stille nicht mehr ertragen können. Einfach nur zu essen, ist uns zu langweilig geworden. Und wir bekommen ständig mehr visuelle Reize als wir verarbeiten können.
In meiner Arbeit versuche ich, diese Präsenz und Entschleunigung einfließen zu lassen. Ich liebe es, die Menschen vor meiner Kamera barfuß zu fotografieren. Das hat eine erdende Wirkung, die wir vergessen haben – die meisten Personen verändern nur dadurch sofort ihre Bewegungen, ihre Haltung, ihre Ausstrahlung. Wenn ich draußen arbeite, nutze ich Sonne, Wind, Mond, Wolken und Regen für meine Bilder. Das gibt ihnen mehr Lebendigkeit als es jede vermeintliche Perfektion je könnte. Oft lasse ich meine Kund:innen ihre Augen schließen. Schließen wir die Augen, nehmen wir unsere Umgebung ganz anders wahr – und das wirkt sich wiederum auf unsere Ausstrahlung aus.
Auch bei meinen Prints geht es mir nicht darum, eine möglichst große Masse auf irgendeinem Papier oder sogar digital zu verkaufen. Ich möchte, dass die Bilder einen besonderen Platz bekommen. Ich lasse sie auf hochwertigstem Papier drucken, das nicht nur optisch sondern auch haptisch etwas ganz Besonderes ist.
Besonders gerne arbeite ich deshalb auch mit (personal) Brands zusammen, die alle meine Sinne ansprechen. Ob das nun besonders schöne Stoffe oder Blumen sind und ich das dafür notwendige Handwerk dokumentieren darf. Oder Wildkräuter, die wir längst vergessen haben. Oder eine Art der Körperarbeit, die vielleicht Yoga mit den Gerüchen verschiedener Tees oder Pflanzen kombiniert.
Ich lasse mich also nicht nur von allen meinen Sinnen inspirieren – ich versuche auch Bilder zu kreieren, die mehr als nur die Optik ansprechen. Vielleicht klingt das seltsam – aus dem Mund einer Fotografin. Ich bin schließlich darauf angewiesen, dass Menschen Schönheit in denselben Dingen sehen wie ich. Aber so wie ein bestimmter Geruch uns an ganz bestimmte Orte versetzen kann so möchte ich mit meinen Bildern auch ganz bestimmte Erinnerungen und Gefühle wecken. Vielleicht an unsere Kindheit, als wir noch barfuß gelaufen sind. Vielleicht an diesen einen Kuchen, den es immer nur bei Oma gab. Vielleicht an dieses besondere Gefühl von Freiheit, wenn der Meereswind unsere Haare durcheinanderbringt.